Das Bastogne War Museum verhilft auf eindrucksvolle Weise den Besuchern zu einer persönlichen Museumsführung, indem sie durch vier beteiligte Figuren der Zeit um 1944 durch die Ausstellung begleitet werden.
Bei diesen Figuren mag es sich zwar um fiktive Charaktere handeln, sie wirkten jedoch so real, dass uns teilweise Zweifel aufkamen, ob sie nicht doch vielleicht authentisch sind. Das liegt wohl daran, dass sich nach Angaben des Bastogne War Museums in jeder Figur mehrere Personen widerspiegeln, die tatsächlich gelebt haben.
Ihre Wege beginnen völlig unterschiedlich und kreuzen sich dennoch am Ende der Geschichte, die wir hier besonders aus der Sicht von Emile wiedergeben möchten.
Am Tag der Befreiung im September 1944 herrschte Ausnahmezustand in Bastogne: Geschäfte hatten geschlossen, die Leute jubelten den Amerikanern zu, die durch die Straßen zogen. Die Amerikaner verteilten Geschenke wie Kaugummi, Schokolade, Zigaretten und Comics. Emile durfte sogar in einem Jeep mitfahren. Der Junge war wie alle Menschen sehr froh, dass der Krieg endlich vorbei war. Dass er noch nicht zu Ende war, wussten sie zu dieser Zeit nicht. Als am 18. Dezember 1944 die ersten Bomben rund um Bastogne fielen, war klar, dass die Deutschen zurückkamen. Wie 1940 flüchteten viele Menschen, doch wegen des Winters war diese Flucht viel härter. Geflohen sind vor allem Frauen und Widerstandskämpfer aus Angst vor den Deutschen. Emiles Familie blieb, aber Emile hat dreißig Tage im Keller des Cafés seines Onkels übernachtet. Das war eine lange Zeit, dennoch erging es Emile deutlich besser als anderen Kindern in umgebenden Dörfern, die unter Hunger, Kälte und mangelnder Hygiene leiden mussten. An einem Tag brachte ein amerikanischer Soldat, er hieß Robert, einen deutschen Gefangenen mit in den Keller, in dem auch Emil war. Am Anfang hatte er Angst, aber dann entspannte er sich, weil Emils Lehrerin Mathilde ihm Suppe gegeben hat. Dass Emile Akkordeon spielte, hat allen im Keller geholfen. Emiles Eltern sind in dieser Schlacht gestorben, genau wie viele andere Unschuldige, die zum Teil aus Rache getötet wurden. So wurden in der Region Stavelot 130 und in Bande 34 Personen ermordet, auch in weiteren Orten wurden Zivilisten vorsätzlich von der SS ermordet. Die Soldaten haben nicht einmal die Kriegsgefangenen mit Achtung behandelt, obwohl das doch normalerweise Pflicht wäre! Und dann gibt es noch all die Menschen, die unter den Bomben gestorben sind. Oftmals konnte man später nicht erfahren, wer die Opfer getötet hat, zum Beispiel bei Emils Mutter. Durch die Bomben sind in kurzer Zeit viele Menschen gleichzeitig gestorben: in Malmedy, in St.-Vith, Houffalize und vielen Orten mehr. Nach dem Ende des Krieges übernahm Emil erfolgreich das Fahrradgeschäft seiner Eltern, weil er schon vorausgeahnt hatte, dass das Radrennen Lüttich-Bastogne-Lüttich ein echter „Klassiker“ werden würde. Jedes Mal, wenn es im April stattfindet, hört Emile seinen Vater sagen: „Bei uns ist das Fahrrad eine Himmelsgabe, im Namen des Lenkers!“
Im Anschluss an Emiles Bericht zeigen wir euch hier noch das Bild von Hans, der als überzeugter Wehrmachtssoldat im 2. Weltkrieg auch gegen die belgische Bevölkerung und Soldaten vorgegangen ist.
Er sitzt zwischen all den belgischen Bewohnern des Dorfes, die den Weg in den Schutzkeller gefunden haben. Sie versorgten seine Schussverletzung, gaben ihm Essen und Trinken, obwohl er als deutscher Soldat mitverantwortlich für die Geschehnisse ist.
Für Hans und auch für uns kam der Gedanke, ob das nicht ein Moment der reinen Menschlichkeit ist.
Beurteile, ob die Aussage von Hans "dies ist ein Moment der reinen Menschlichkeit" in einem solchen Krieg überhaupt zutreffend sein kann.
Das Projekt wurde gefördert durch ERASMUS+
Programm: Leitaktion 2 - Strategische Partnerschaften der Europäischen Union